Autor: dcacrew

Taube Ratte?

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Nein, Ratten sind nicht taub und nein, ich glaube nicht, dass dieses Warnschild verstanden wird. Was heißt, ich glaube nicht… Gestern, als ich Richtung Kongressbad radelte, um die Badesaison zu eröffnen, passierte ich den Schuhmeier Platz. Ein Platz mit Bolzkäfig, diversen Turngeräten, Volleyballnetz und Kleinstgrünflächen. Bei jeder Baumscheibe wurde ein Schild angepracht und ich sah, wie eine Mutter mit einem Brotsack direkt neben dem Schild saß, während ihr Kind inmitten von Tauben tollte und fleißig Brot verteilte. Ein schönes Bild, das ich leider nicht fotografieren aber im Vorbeifahren registrieren konnte. Vielleicht füttert die Familie ja auch Ratten. Vielleicht würde diese Argumentation auch reichen, um der Strafe zu entgehen, denn ob Rattenfüttern per Strafe verboten ist, ist zumindest nicht klar. Wie auch immer – Wolpertinger allüberall!
Und die Objekte, Bilder und Texttafeln von Sabine Freitag und Markus Köhle sind noch immer zu entdecken im 7. Bezirk (siehe Karte weiter unten oder am Siebensternplatz im Schaukasten).

Kanigel

Kanigel
Momentan kann man wirklich überall Wolpertingern begegnen. Das Werbeplakat, das auf das Leid der Schmetterlingskinder hinweist, ist nur ein Beispiel. Seit Montag sind auch sämtliche Grünflächen Wiens mit einem Wolpertinger-Warnschild (Rattentaube) versehen und wenn man ins MUSA geht, kann man dort u. a. ein Wolfschaf von Deborah Sengl sehen.

KUHU ihr wetterfesten Wolpertingerschnitzeljäger

Kuhu_stehendEs ist Samstag und das Wetter ist uns egal. Sprühregen – pah! Kann uns nichts anhaben. Wir haben eine dicke Haut und ein sonniges Gemüt. Wir sind unerschrockene Wesen und abenteuerlustig. Ja, wir lieben Kaffee und treffen uns deshalb um 15 Uhr bei den Salatpiraten im Co Space. Dort gibt es besten Stoff und die Espressomaschine sorgt für wohlige Wärme. Wir tanken Koffein, Jagdinfo und Mut und los geht’s!

Die Karte wird ausgehändigt, die Spannung steigt, die Verwirrung auch: „Gecko am Eck“, „Bambus in Sicht“? Tja, da wird schon mal Schilf zu Bambus – alles der Verfremdung wegen. Aber zurück zum Start. Noch soll hier nicht zu viel verraten werden, denn wenn der Sturm oder Wochenendvandalen die Skulpturen und Schautafeln noch nicht fortgetragen haben, sollten sie ja noch vor Ort sein – an sechs Plätzen im 7. Bezirk. Die offizielle Wolpertingerschnitzeljagdschautafel mit Karte und Info steht am Siebensternplatz und wird demnächst auch hier im Netz veröffentlicht. Um Lust auf die Jagd zu machen – ja, es regnet noch immer, ich weiß – sei hier das Flyer-Tier präsentiert. In Wort (Markus Köhle) und Bild (Sabine Freitag).

KUHU
Der Kuhu hat große Augen und einen unverkennbaren Ruf: „Muhu, muhu, muhu“, macht der Kuhu wenn er sich wohlfühlt, in Stresssituationen entfährt ihm schon mal ein flatterhaftes „U-hui!“ und seine Milch wird sauer. Der Kuhu gibt graue Nachtschattenmilch die keine Haut aber einen Flaum bildet, den Feinschmeckerkreise in Kombination mit gargekochten Erdknollengewächsen als zart-herbe Spezialität schätzen. Der Kuhu ist ein Zitzenflügler und Paarhufkraller.
Er gilt als ungemein klug und gleichermaßen u-affin wie u-fixiert. Kuhu_ZungeDemzufolge mundet dem Kuhu Mus in allen Formen. Der Kuhu hat eine unterarmdicke, äußerst schlabberflinke Zunge die sofort wieder nachwächst, wenn sie mal bricht. Fühlt sich der Kuhu bedroht, verschluckt er seine Zunge und erbricht sie dann später.
Bei den Unguren (einer geheimen ungarischen Volksgruppe) ist getrocknete, gebrochene Kuhu-Zunge ein traditionelles Hochzeitsgericht. Hierzulande hält sich der Kuhu nur im Untergrund und unter Umständen auf.

Mogelspinne

Ab heute wird es hier alle paar Tage einen neuen Wolpertinger oder Hinweise zur Wolpertingerschnitzeljagd am 17. Mai 2014 geben. Wir starten mit einem Aufruf das folgende Tierchen zu visualisieren. Egal in welcher Form. Wir freuen uns auf Zusendungen (koehleATbacklab.at) und für die überzeugendste Mogelspinne wird es einen Preis (der natürlich nicht verraten, aber am 17.5. überreicht wird) geben. Viel Vergnügen und bis bald.

Die Mogelspinne gibt es gar nicht. Die Mogelspinne ist eigentlich ein Tarantelch, hat aber den letzten Tarantelch-Test nicht bestanden und gibt sich seither als Mogelspinne aus. Der Tarantelch war schon mit 80 km/h neben der Spur und kippte. 80 durch acht Beine sowie zwei mal Geweih ergibt fast nichts. Außerdem knickte beim Test der Überfallbügel und der Fallschirm klemmte. Mehr Durchfall geht gar nicht. Dem Tarantelch wurde daraufhin die Lizenz zum Spinnen entzogen und seine Walter PK der Caritas gespendet. Seither ist der Tarantelch untergetaucht. Der MI6, der WMF und die Vier Pfoten können nichts dagegen tun. Denn blaues Blut ist bekanntlich dicker als Nudelsuppe und der Tarantelch scheint mit den höchsten adeligen Kreisen versponnen zu sein. Aber früher oder später wird er oder sie irgendwo ins Netz gehen und dann wird ohne Gnade mit der Zeitung zugeschlagen. Denn die Boulevardpresse hat schon andere Kaliber fertig gemacht.

Multiple Wolpertinger

DSC09901Sind die Sinne geschärft und hält man gezielt Ausschau nach Wolpertingern, dann begegnet man ihnen eh gar nicht so selten. Da blättert man in der MOLE13 und stößt auf einen Artikel von Maria Markt, die über den Neustifter Hans Stern schreibt, der nicht nur Dachsbärte sondern auch Wolpertinger formt und erfindet. „die Füße eines Schwans, der Körper einer Bisamratte, dazu die Hörner eines Rehs, die Flügel eines Fasans und Zähne eines Fuchses – in ein und derselben Figur vereint.“ Quasi ein Multiple Wolpertinger. Nicht ganz Schnitzeljagd tauglich aber bemerkenswert. Wolpertinger auf Vormarsch in den Medien – möge es so weiter gehen.

Brasel

An dieser Stelle muss schon auch mal erwähnt werden, wie alles begann. Im Roman „Hanno brennt“ (Milena 2012)  erfindet der Held nämlich für seine Angebetete Tiere und weil diese in Basel und er selbst in Wien weilte, ruft Hanno die Brasel ins Leben. Vicky und Sonja – eingefleischte Brasel-Fans – haben mir schon vor zwei Jahren zwei Zeichnungen dazu zukommen lassen. DANKE an dieser Stelle. Gewissermaßen ein Vorläufer des Wolpertinger-Projekts von Sabine Freitag und Markus Köhle. In diesem Sinne – back to the roots!

BRASEL
brasel001Die Brasel ist eine zahnarme Nagetiergattung aus der Ordnung der Paarhufer. Die Brasel ist sehr scheu und nur in den Wintermonaten, zur Begattungszeit anzutreffen. Sie hält die warmen Monate über Sommerschlaf und ist mit einem dicken, widerstandsfähigen Wuschelfell gesegnet, in das sie sich in den Sommermonaten regelrecht einspinnt und so unter Brücken, Felsvorsprüngen jedenfalls aber in Wassernähe übersommert. Sie frisst, was ihr vor den Rüssel kommt, ist aber friedfertig. Sie erdrückt ihre Beute, umarmt sie zu Tode. Dabei ist auch ihre lange, starke Zunge von Vorteil, die sie einem Fangarm gleich steuern kann. Die Fachsprache der Ringer kennt in diesem Zusammenhang den Begriff „Braselklemme“.
Mit dem Faultier ist die Brasel nur insofern verwandt, als das Leben des Faultiers überwiegend mit dem Rücken nach unten auf Ästen hängend, jenes der Brasel hingegen vorwiegend mit dem Rücken nach oben auf Brücken stattfindet. Die Brasel kann zwar auch hängen, aber nur an Schwanz und Zunge. Das Hängen am Schwanz macht sie nach der Begattung, auf dass der Same in ihr bleibe. Das Hängen an der Zunge macht sie nach zu üppigen Mahlzeiten, auf dass die Nahrung den Magen erreiche. Die männliche Brasel heißt Brösel und ist daran zu erkennen, dass sie ein Ohr weniger hat als die Brasel. Gelingt es dem Brösel nicht, sich einmal im Jahr fortzupflanzen, so verliert er eine weitere Extremität. Beinlose Brösel begehen meist aus Schmach Selbstmord (in der Regel durch Ertrinken, bei Autobahnbrücken zunehmend auch durch Überfahrenwerden).
Nach dem Sommer wird geworfen. Danach begibt sich die Brasel gemeinsam mit dem Begatter auf Wanderschaft und macht Brücken- und Partnertausch. Sodann beginnt der ganze Kreislauf wieder von vorn.
brasel002Eine fleißige Brasel kommt mit ihrem jeweiligen Brösel ganz schön rum. Je nach Lebenswandel, Flussverlauf und Verpestungsgrad des Habitats bringt es die Brasel im Durchschnitt auf zwei bis drei Länder (freilich viele Städte) und circa 20 Lebensjahre. In Basel fühlt sich die Brasel ganz besonders wohl. Die Rheintaxi-Gesellschaft „Wasserfloh“ hat die Brasel jüngst zu ihrem Wappentier gemacht.
Junge Brasel mit Brösel an Bratkartoffeln ist in Untergrund-Feinspitzkreisen eine Spezialität offiziell aber aus Artenschutzgründen nicht erhältlich.
Die Brasel, wir mögen sie gern.

Eierhasen

DSC09738Flughasen? Ein Hasendoppeldecker? Vom Winde verwehte Hasen? Flinke Fluchthasen?
Kein Wolpertinger, soviel ist klar, eher ein Karnickelgemoppel. Jedenfalls aber ein Vobote auf das nahende Eierfest.

Eierhasen
O Ostern, Eier, Hasen
was ist der Frühling toll
Veilchen in den Vasen
hinfort der Wintergroll

O Hoppeltier mit Blume
wie bist du flink und flott
was macht dich aus in Summe
bist Fan du von Kompott?

O Häschen: Fruchtbarkeitssymbol
wie lenkst du deine Löffel
knabberst du – das Bäuchlein voll
bis dass es platzt, das Fell?

O Eierhase sage mir
wie legst du diese bloß?
Denn, ehrlich du, ich sage dir
dein Hintern ist nicht groß

Der Hase spricht mit weiser Stimme:
Das ist das Osterwunder
und ja, mit Eiern sei er runder

Soso, eiei, oho, aha
sag ich und freu mich ehrlich
der Hase der macht: Trallala
und kommt auch künftig jährlich

Tiertrendsetter

DSC05994Ja, jetzt ist Frühlingsbeginn – exakt jetzt. Nein, Anser anser ist nicht norwegisch sondern die korrekte Gattungsbezeichnung der Hausgans und Fisimatenten sind keine Insekten. Der Süßwasserpolyp Hydra altert nicht. Die Stinkameise wird 2,5 cm lang. Ihre Mundwerkzeuge heißen Mandibeln und ihr Gift tötet Frösche u. Ä. Nicht aber den Wendehalsfrosch. Der wird verschont und interessiert beschnuppert, weil sein abgesondertes Sekret besänftigt. Auch er selbst hat die Ruhe weg. Quirliger sind Krillkrebschen, die sind das Hauptnahrungsmittel des Blauwals. Pinguine und Robben naschen auch mit. Der Schnabelwaal ist zwar süß aber auch gefräßig. Warum das Ganze? Weil Tiere immer gehen. Auch in der Werbung. Für den Kinderpudding Paula wirbt eine rappende Comic-Kuh, Chip der Wolf steht für Cookie Crisps und der Pom-Bär für Chips. Und Pferde? Ach, Pferde wuchern aus allen Jugendbüchern. Ich sag nur: Von erfolgreichen Pferdezüchtern empfohlen: Fohlen. Ein Hengst-Herbert-und-Stute-Steffi-auf-dem-Pferdehof-Gedicht müsste halt noch geschrieben werden und irgendetwas Putziges zum Pelztierbabyboom. Vierzig flauschige Gedichte oder so. Oder vielleicht Parasitenprosaminiaturen? Von der Krätzmilbe (Sarcoptes Scabiei) über den Floh (Pulex Irritans) bis zum Großen Leberegel (Fasciola Hepatica). Ein Text der juckt – wird kaum gedruckt. Dann doch eher ein Trendtier. Ich bin ja ab und zu ein Tendenztier, aber um mich geht’s hier ja nicht. Um Tiere und ums Schreiben geht’s hier. Dann muss der Tintenfisch her. Tintenfische sind so wandelbar wie Chamäleons und Zitronenbuntbarsche entwickeln sich rasch zu neuen Arten. Womit wir beim Thema wären: neue Arten. Guppy, Platy, Blaue Gambuse, Gefleckter Kaudi, Millionenfisch, Liberty Molly, Koikarpfen – alles nichts Neues. Neue wäre zum Beispiel die Koile, die ist ein Fischvogel mit großen Augen und lebt um Athen. Vielleicht demnächst mehr von ihr.